Rücken und Pferde

“Das Glück der Erde … ” heißt es in einem deutschen Sprichwort mit interessanter Geschichte.

Was hat das mit Zen und Brettsport zu tun?

/Hintergründe und Zusammenhänge

Meine Familie ist weiterhin in Urlaub und ich bin mit dabei.

Dank LTE-Verbindung und ausreichend Datenvolumen bin ich halbwegs handlungsfähig.
Anders als in Italien, wo ich 50MB-Pakteweise nachordern durfte. Ich bin gespannt auf die Rechnung.

Mittlerweise sind wir an der letzten Station unseres Roadtrips angekommen.
Die Damen wünschen, Reitabzeichen zu erwerben.
Die Familie ist im Lernmodus. Wozu muss eine sechsjährige vor ihrer Einschulung 10 Teile eines Reitsattels kennen?

/Wofür ist das gut?

Ich halte meine Tochter für ein ganz normales Mädchen. Sie ist mündlichen Ratschlägen der Eltern genau so unzugänglich wie wahrscheinlich alle Kinder. Erst wenn ein Zusammenhang erlebt wurde, wird das greifbar, wovon die Eltern sprechen. Wobei, so ganz stimmt das nicht. Wenn es um die eigenen Interessen geht, dann sind Bilder und Worte sehr wohl willkommen.

Als sie knapp drei Jahre alt war, scherzte ich mit einer Erzieherin. Ich sagte, ich bereite mich gedanklich bereits darauf vor, ein Wendy-Abo abzuschließen. Ich sagte auch, dass ich Pferdebegeisterung für kleine Mädchen als normal ansehe. Sie korrigierte mein Weltbild in einem entscheidenden Detail. Ja, Interesse an Pferden ist bei Mädchen ausgeprägter als bei Jungs. Bei meiner Tochter sei die Pferdebegeisterung allerdings “extrem”.
Diese Szene von weniger als 60 Sekunden Dauer bereitete mich auf das vor, was nun – 3 Jahre später – zu meiner Realität wird.

Die Pferdebegeisterung kommt wohl über ihre Mutter. Meinerseits resonierte lange Zeit gar nichts. Ich habe genau zwei Anknüpfungspunkte an den Pferdesport aus meiner Kindheit. Einerseits war da mein Bruder, der als einziger Junge weit und breit zum Reitunterricht ging. Zum anderen war da wenige Jahre später ein Junge aus der Nachbarschaft, den meine Mutter aus dem Kindergarten-Zusammenhang als aufgewecktes, quirliges und weltoffenes Kind kannte. Eines Tages wurde der beim unvorsichtigen Annähern von einem Pferd an den Kopf getreten. Ich fuhr ihn später als Zivildienstleistender in seine Tageseinrichtung für geistig Behinderte.

Pferde waren für mich ansonsten die arbeitsintensiven Vorgänger des “Steelhorse, that I ride”. Einen ziemlichen Brüller finde ich auch den Gag, den ich von Olaf Schubert vernahm: “veganes Reiten: Fahrradfahren.” Wie sehr die Thematik mit meinen eigenen Kernthemen zu tun hat, erschließt sich mir erst jetzt. Die aller wichtigste Lehre im Umgang mit diesem Thema habe ich allerdings bereits vor mehr als 20 Jahren von den Borg gelernt:

Resistance is futile

Im Frühjahr wurde ich von Werner Motzet daran erinnert. Er berichtet im Rahmen von frrm18 von einem äußerst wirksamen Motto-Shirt.

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Widerstand ist zwecklos

Die Reaktion auf diese Aussage entlarvt den Empfänger der Nachricht.
Es zeigt sich, “wes Geistes Kind” jemand ist.

Nachdem wir also auf einem uns bereits bekannten Berghof in Südtirol starteten und am Gardasee das Windsurfen erstmals oder wieder entdeckten, weilen wir im Zuge unserer diesjährigen “Grand Tour” auf einem Reiterhof – kein Ponyhof mit Streichelzoo. Hier geht es um die und zur Sache.

Im Wochenrhythmus reisen hier junge Mädchen an. Manche mit andere ohne Eltern, manche mit, die meisten ohne eigenes Pferd.
Es gab in der ersten Woche einen einzigen Jungen, der etwas älter als mein größter war und aus eigenen und freien Stücken anreiste und von seiner Mutter begleitet wurde.

Wir trafen am Montag Abend mit dem letzten Büchsenlicht ein. Es reichte gerade noch, um die ersten Reitstunden des Folgetages zu vereinbaren.
Von da an bestimmten Reitlehrerinnen und deren verfügbare Zeitfenster den Tagesablauf der Familie. Die Damen hatten bereits die Hälfte der Zeit “verloren”. Freitag war Prüfung und sie konnten erst am Dienstag ihre Fähigkeiten verorten. Meine Aufgabe bestand neben der Arbeit an meinen laufenden Projekten darin, die verbliebenen Jungs bei Laune zu halten.

Glücklicherweise verfügte der Komplex über eine ursprünglich als Tennishalle erschaffene Fläche, die nun als Lagerstätte für Reitutensilien und Spielhalle für die Angehörigen diente. Der Kleinste konnte auf eine beeindruckende Auswahl von Bobbycars zurückgreifen und seine Fähigkeiten im Umgang mit ihnen perfektionieren. Er kam schon bald selbst auf die Idee, die Halle zu verlassen und die abschüssige, asphaltierte Zufahrt herunterzufahren.

So stelle ich mir die Anfänge der Bobbycar Rennen vor.

Der Große freute sich über die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Fahrrädern fahren zu können. Bei einem Schulweg von kaum 500m im Zentrum von Leipzig ist Fahrradfahren für ihn etwas, das wir verabreden und aktiv wollen müssen. Meist gibt es am Wochenende anderes zu tun und so müssen wir seinen so oft geäußerten Wunsch Woche um Woche abschlägig bescheiden.

Aus einem “man weiß ja nie” heraus, hatte ich zwei meiner Longboards eingepackt. Sie sind auf einfache Tricks, Pumping und Freeriding abgestimmt. Außer in puncto Wendigkeit verkörpern beide Setups keine Extreme. Es geht mir eher um universelle Verwendbarkeit, weil ich die jeweiligen Bedingungen am Ziel nicht kenne und wegen der Familie keine umfangreichen Werkzeug- und Teilesortimente mitnehmen kann und will.

Insbesondere Slides fordern mich seit Anbeginn heraus. Ich habe keine Ahnung, ob ich das jemals auf der Welle brauche, mich fasziniert es einfach. Und so übe ich seit Jahren ohne zufrieden stellenden Erfolg. Überraschenderweise ging es hier ganz gut.

Ich führe das auf zwei wesentliche Punkte zurück. Zum einen war der Hallen-Untergrund glatt. Zum anderen hat das Snowboarden meinem Bewegungsapparat um zusätzliche Fähigkeiten bereichert. Es gelang mir hier und jetzt vom ersten Moment an, die Bewegung auszuführen, auf die ich jahrelang hingearbeitet habe. Ziel erreicht?
Leider nein. Die Zufahrt zur Halle erschien mir eigentlich geeigneter. Weit gefehlt. Es kam zu wenig Kraft aus der Bewegung und der Asphalt-Belag war zu rau.

Ich weiß jetzt, dass mein Körper in der Lage ist, die erforderlichen Bewegungen auszuführen – allerdings in genau einer Umgebung.
Für meine Vorstellung von “Können” reicht das bei Weitem nicht aus.

Ganz anders bei den Damen. Die Mutter meiner Kinder neigt zur Übervorsicht.
Ich bezeichne mich selbst als “risikoavers”. Ihre Vorsicht treibt mich jedoch regelmäßig auf die Palme. Da wird in einem Maß verhindert und geschützt, dass es nach meinen bisherigen Erfahrungen grotesk anmutet.

Murphy extrem

Alles was passieren kann, darf nicht passieren.

Durch diesen Überschutz werden viele praktische Lernmöglichkeiten unterbunden. Auf der Wissensseite wird dann überinvestiert. Alles, was gefragt werden könnte, muss auch gewusst werden. Das hat mich schon in meiner Grundschulzeit an den Mädels aufgeregt

Ich weiß gar nicht, ob ich genug gelernt habe …

Es kam, wie es kommen musste. Die Mutter hat den Basispass bestanden und denkt nun über das Longierabzeichen nach.
Die Tochter strahlte noch am Vorabend der Prüfung, dass sie noch nie vom Pferd gefallen sei. Bei den PAT-Werten waren wir etwas besorgt. Sie kann noch nicht lesen. Ihre Einschulung ist erst zwei Wochen später. Sie kann sich die Werte für die Normaltemperatur des Pferdes einfach nicht merken – und wir haben wirklich vieles versucht.

Meine Tochter: in der theoretischen Prüfung geht sie zu Beginn ungefragt auf die Prüferin zu und stellt die Sache klar.
Sie könne sie sich die Temperatur des Pferdes nicht merken. Aber Puls seien 30 bis 40 und Atmung sei 8 bis 16. Check.

Der praktische Teil hatte den Charakter einer Reitstunde. Sie ritt Abteilung mit ihren Mitprüflingen und war hier wie so oft die jüngste und kleinste. Es kam wie es kommen musste. “Bella” war nervös und senkte plötzlich den Kopf. Meine Tochter verlor den Halt und fiel unvermittelt herunter. Schreckstarre bei Mutter und Reitlehrerin. Tochter blieb ruhig und bat um Hilfe beim Aufsteigen. Später raunte die Reitlehrerin der Mutter zu, sie habe so etwas noch nie erlebt.

Vielleicht hat die Erfahrung vom Vortag geholfen. Sie testete die Grenzen der Fahrradphysik aus. Das Vorderrad rutschte weg und sie stieß sich heftig die Rippen am ungeschützten Lenker eines noch herumliegenden BMX-Rades. Ich durfte dann mit genau der Reaktion klarkommen, die man erwarten würde: Heulen und Zähneklappern – allerdings mit einer gewichtigen Nuance. Es ging ihr weder um Schreck noch um Schmerz. Ihre einzige Sorge war, durch die Verletzung nicht an der Prüfung am nächsten Morgen teilnehmen zu können. Und vielleicht weil sie jetzt verstand warum Mutter und Vater sie immer wieder zur Vorsicht gemahnt haben – sie solle das Ziel unseres Aufenthalts, die Reitabzeichen, nicht gefährden.

Die ganze Aufregung war übertrieben. Sie bekam das Reitabzeichen 10 verliehen. Prüfer, Reitlehrer und Betreiber des Reiterhofes zeigten sich von ihr beeindruckt. Wenn sie die Galopphilfen hätte besser geben können, dann wäre auch das Reitabzeichen 9 drin gewesen.
Es eilt ja nicht …

Am nächsten Tag saß sie auf “Ferrari” und dann ging es ab. Reiterin und Pferd passten in der Größe zueinander. Jetzt kamen die Signale an. Sie galoppierte durch die Halle während die älteren Mädchen in der Abteilung sich nicht trauten. “Nochmal?” und noch einmal. “Nochmal?” und noch einmal. “Nochmal?” und noch einmal. Wer nicht will, der hat schon …

Währenddessen machte ihre Mutter eine interessante Beobachtung. “Milla” und “Babette” sind Geschwister und wurden beide als Kutschpferde gekauft. Während “Babette” es darauf beruhen lässt, hat sich “Milla” zum Sportpferd weiterentwickelt. “Die reagiert auf Signale von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt.” – “Ich tippe sie an und da passiert richtig was.”

Mich erinnern diese Worte an einen Umstieg von Vespa PK80 auf Lambretta GP mit 225er TS1 und 34er Amal.
Bei Gelegenheit müsste ich die mal wieder “fertig” machen …

Am Folgetag hält “Milla” weitere Erkenntnis bereit.
“Bei einem solchen Pferd muss man präzise sein. Das fällt besonders schwer, wenn das Pferd auf Signale reagiert, die der Reiter noch nicht kennt. Man merkt dann richtig, wie das Pferd ins Interpretieren kommt … ‚was könnte gemeint sein?’ … ‚ich mach dann mal das’ … die Stellung der Ohren fragt: ‚so richtig?’ …”

An den letzten beiden Tagen unseres Aufenthalts wurde unsere Kundengunst dann endgültig dem Betriebsinteresse geopfert.

Zunächst wurde der Tochter erneut “Bella” zugeordnet. Das hätte ich noch nachvollziehen können. Nachdem es mit “Ferrari” gut geklappt hat, wäre das die Verprobung, ob die Tochter Fortschritte gemacht hat und nun mit einem weniger gut passenden Pferd zurecht kommt.

Ihre Mutter bekam “Fantico” zugeordnet. Mit einem Widerrist von fast 1,9m war es ihr schlicht zu groß. Zu Beginn der Doppelstunde kam sie aber dennoch klar. Dann trat die Juniorchefin des Familienbetriebs in Erscheinung. Über die Longenführerin hinweg und ohne sich irgendwie abzustimmen trieb sie das Pferd mit ihrer Stimme an.
Am Tag darauf berichtete die Mutter meiner Kinder den Vorfall dem neuen Longenführer. Er bekräftigte den Eindruck, dass dieses Vorgehen nicht korrekt sei. Gleichzeitig beruhigte er, dass “die Chefin” um diese Zeit noch nicht im Stall sei.
Das entschärfte die Situation für wenige Minuten. Dann bekam die Reitlehrerin, die mit meiner Tochter auf der anderen Seite der Halle in der Abteilung beschäftigt war, einen Anruf auf dem Mobiltelefon. In der unmittelbaren Folge rief die sie quer durch die Halle und trieb “Fantico” zu höherem Tempo an.

Die Tatsache, dass das Pferd wegen einer zuvor durchgeführten Operation diese Gangart brauchte, konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass hier das Betriebsinteresse am Ausbildungsmaterial mithilfe des bekannten Musters “über-sticht-unter” durchgesetzt wurde.

Der Konflikt des Personals war förmlich mit Händen zu greifen. Sie wurden entgegen der persönlichen, professionellen Überzeugung zu einem Verhalten gezwungen, dass sie für falsch halten.

Wir werden diese Art des Handelns nicht weiter unterstützen und den Rest den evolutionären Kräften des Marktes überlassen.

/Der Wesenskern zeigt sich im Wandel

Pferdesport ist Harmonie von Mensch und Tier.
Am Pferd kann man erkennen, was einem bei Menschen allzu oft verwehrt bleibt.

Unsere Urlaube auf einer Vielzahl von Bauernhöfen haben unseren Blick geschärft.
Wir haben mittlerweile eine genauere Vorstellung davon, wie artgerechte Tierhaltung aussehen kann. Gerade in Südtirol steht das Tierwohl im permanenten Konflikt mit den Gegebenheiten der Umgebung. Mutterkuh-Haltung lässt sich höchstens auf den Almen realisieren. Auf den ach so malerischen Berghöfen fehlt schlicht der Platz für einen angemessenen Auslauf.

So kann’s gehen. Was einst idyllisch und perfekt erschien, stellt sich beim Blick hinter die Fassade als einigermaßen problematisch dar. Was zunächst als unmöglich erreichbar erscheint, ist oftmals nur eine Frage der Variation im Zugang.
Das kann “irgendwann” und “einfach so” passieren oder bewusst herbeigeführt werden.
Variation in Situation, Mittel und Material ist beim Andersmachen nicht hoch genug einzuschätzen.

An diesem Reiterhof stehen je nach Körpergröße, Fähigkeitsgrad und Verfügbarkeit mehrere Reitponies zur Auswahl. So muss es sein, wenn man im Spitzensport das Material zur Situation wählen kann.

Ich selbst strebe solche Bedingungen stets an, bin aber persönlich selten in einer solch komfortablen Situation. Ich habe daher einen anderen Weg gewählt, um mit jeglicher gegebener Situation bestmöglich umgehen zu können.

Mein Weg ist bereits in Musashis fünf Ringen angerissen worden. Der Schlüssel zu dessen legendären Erfolgen lag darin, “outside-the-box” zu denken, die Eigenheiten seiner Gegner zu kennen und jede Beschaffenheit der Umgebung, jeden verfügbaren Gegenstand in seine Handlungen zu integrieren. Ich selbst vermeide daher mono-kontextuale Optimierung. Mir geht es darum, den unveränderlichen Wesenskern zu erkennen, damit ich die Unterschiede in der gegebenen Situation als Ausprägung des einen oder Verkörperung des anderen wahrnehmen und entsprechend darauf reagieren kann.

Mir hilft es, möglichst viele unterschiedliche Utensilien, Rohstoffe und Menschen im Zusammenwirken zu erleben, um den Wesenskern zu erkennen. Aus der Abwechslung zwischen eigenem Erfahren und Beobachtung von anderen ergibt sich dann die Fähigkeit, mit beliebigen und ungewohnten Situationen umgehen zu können.

Möglicherweise hat die Mutter meiner Kinder das jetzt auch für sich erkannt.
Vor ein paar Tagen äußerte sie, dass die unterschiedlichen Pferde und das Reiten in einer großen Gruppe gut für die Fähigkeiten unserer Tochter sei. Vielleicht gibt das noch ein paar Monate Aufschub, bevor das erste eigene Reitpony fällig wird.

/waswenn

Eine der größten Herausforderungen im modernen Leben ist, Halt in der Veränderung zu finden.

  • Was, wenn ich die Mittel verändere?
  • Was, wenn ich die Bedingungen verändere?
  • Was, wenn ich mich verändere?

/Alles ist relativ normal

Ich bin oft besorgt im Zusammenhang mit meinen Kindern. Insbesondere bei bei meiner Tochter. Am Tisch sitzt sie wie ein “Flitzebogen”. Wir müssen ziemlich häufig um sie herum verschüttete Getränke aufwischen und heruntergefallenes Essen aufsammeln. Sie ist oft fahrig, schluderig, unkonzentriert und unaufmerksam. Sie macht einen Eindruck wie ein Fisch auf dem Land – unkoordiniert, impulsiv, zappelig.

Sobald sie sich einem Pferd nähert ist sie ruhig und fokussiert. Wenn Sie auf ein Pferd steigt ist sie ganz in ihrer Mitte – voll in ihrem Element. Mich erinnerte das an die Haltung, die man einnimmt, wenn man Zazen betreibt.

Ich benutze das mittlerweile. Ich habe sie inspiriert, am Tisch wie auf dem Pferd zu sitzen – mit geradem Rücken, leicht angewinkelten Beinen und in der Ausgangsposition mit beiden Händen aufrecht und parallel neben dem Teller. Ich habe ihr erklärt, dass sie auf diese Weise ihre Muskeln auch für das Reiten trainiert.
So funktioniert das prächtig.

/Fähigkeiten entstehen aus Variation

Meine Mutter gab mir auf den Weg, was sie von ihrem Vater mitbekam.

Benimm Dich zuhause wie beim Kaiser,
dann kannst Du Dich beim Kaiser wie zuhause benehmen.

Ich habe für mich die Essenz daraus entnommen und den formalen Teil abgelegt.
Für mich bedeutet das: verhalte Dich immer so, wie Du es mit Dir und den Umständen vereinbaren kannst – handle angemessen.

Im Gegensatz zu der Nummer mit dem Kaiser ist das die größere Herausforderung. Bei Hofe gibt es ein Protokoll, das man einstudieren und abarbeiten kann. Es muss nicht verstanden werden. Ausführen reicht vollkommen aus. Es muss noch nicht einmal gegenseitig verhandelt werden. Die einseitige Vorgabe genügt vollkommen.

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Der Kern des Miteinanders ist die mentale Einstellung

Wenn es das aber so nicht gibt oder es weniger klar oder der vorliegenden Situation unangemessen ist – dann beginnt das wirkliche Leben und die tatsächliche Herausforderung.
Alles andere ist Simulation, Modell, Reduktion und letztlich nur wie ein Spiel. Cargo Cult.

Das wirkliche Leben erfährt man durch Variation in der Situation, nicht durch FIxierung über technische Ausrüstung.
So verstehe ich

Do not invest in equipment, invest in tickets.

Yvon Chouinard, ausLet my people go Surfing

Und wenn die Situation über Technik bestimmt wird, dann sollten wenigstens die Mittel möglichst stark variieren, um dennoch den Wesensgehalt erkennen zu können.

Ich selbst lernte das Autofahren erst wirklich, als ich für eine Autovermietung die Fahrzeuge am Flughafen aufbereitet hatte. In dieser Zeit fuhr ich – überschlägig errechnet – über 1000 verschiedene Fahrzeuge. Viele von ihnen waren das selbe Modell oder zumindest die selbe Baureihe, allerdings waren es ganz selten die selben Fahrzeuge. Die Fluktuation war hoch und ich fuhr zwischen 10 und 20 Fahrzeuge pro Schicht. Vom Fiesta über Golf und Vectra zur S-Klasse, vom knapp motorisierten Schalter bis zum durchzugskräftigen Audi V8, der damals ganz neu auf den Markt kam. Beim Umparken auf dem überfüllten Parkplatz musste der Kontextwechsel innerhalb einer Minute erfolgen. Das prägt.

Seither investiere ich, um möglichst viel Variation erreichen zu können. Je breiter das Anwendungs- und erzielbare Erfahrungsspektrum, je bereitwilliger gebe ich mein Geld aus. “Single task usability” ist für mich ein Grund, von einer Investition Abstand zu nehmen – zu begrenzt, zu anfällig gegenüber Umgebungsveränderungen.

Bevor ich also in eigene Ausrüstung investiere, muss ich mir sicher sein, worauf es ankommt und dass ich einen signifikanten Vorteil aus eigener Ausrüstung ziehen kann. Im vergangenen Winter hatte ich mir ein vom Verleih ausgemustertes Snowboard gekauft und zum Saisonende ein paar Snowboard-Stiefel. Durch mehrfache Ausleihe und dadurch wechselndes Material hatte ich mittlerweile eine Vorstellung davon entwickelt, was Kaufberatungen meinen wenn sie schreiben “die Stiefel sind der wichtigste Ausrüstungsgegenstand beim Snowboarden”. Ich war daher gern bereit, das 6-fache vom Kaufpreis des abgerockten Boards mit Verleiher-Bindung für ein neuwertiges Paar hochwertiger Stiefel zu zahlen.

Für jeden gibt es ein Umfeld, in dem die Persönlichkeit vollkommen zur Geltung kommt und das Bewusstsein in den Flow kommt.
Die Herausforderung ist, dieses Umfeld zu finden und gegen alle Widrigkeiten mit dem Rest des Lebens in Einklang zu bringen.

Oder wie es die Mutter meiner Tochter ausdrückt

Den Ausgleich habe ich schon.
Jetzt brauche ich noch den Job dazu.

Das ist ihre persönliche Herausforderung.
Ich habe bereits das meiste dessen gefunden, was zu mir passt und sich mit dem Rest meines Lebens vereinbaren lässt.
Ich muss “nur noch” diesen Status quo aufrecht erhalten, indem ich mich in immer neuer Zusammensetzung ein- und dadurch zum Ausdruck bringe.

/etc

Blogbeiträge wie dieser sind übrigens meine Verarbeitungsergebnisse von Impulsen, die ich in Projekten aufnehme und mit dem zusammen verarbeite, was ich gelesen habe oder anlässlich des Impulses lese. Ich verschriftliche die Ergebnisse in dieser Form, die ich “Denkprotokoll” nenne. Ich speichere meine Denkergebnisse aus, um Platz für Neues zu schaffen.

Was auch immer ich sonst noch für beachtenswert halte, teile ich über Blogbeiträge hier und anderswo.
Den besten Überblick über alle Fragmente vermittelt mein twitter-Kanal.

/Inspiratoren

/Weiterführendes

/Medien

Die Grafiken “Widerstand ist zwecklos” und “Agile Onion” stammen von mir und dürfen unter Namensnennung weiter verwendet werden – CC-BY-SA.

Sliding Downhill” ist ein Teaserfoto von Vimeo und lizenziert gemäß CC BY-NC-ND.
Bobbycar-Rennen” aus der Wikipedia ist lizenziert gemäß CC BY-SA

Das Feature-Foto “Wo geht es dort hin?” stammt von mir und darf NICHT weiter verbreitet werden.

/lebewohl

Lebe lang, in Frieden und Wohlstand.
Mögen sich alle Bedürfnisse in Realität auflösen.

/berühmteletzteworte

Verläuft Dein Leben im Kreis?

Das Leben verläuft in Kreisläufen. Manche sind größer, andere kleiner.
An Ihrem Ende findet sich kein Ende – nur ein neuer Anfang.

Sprich zu denen, die es angeht. Teile, was Dir wichtig ist.

3 responses to “Rücken und Pferde”

  1. Eine interessante Geschichte.

    Liebe Gruesse

    Monika

  2. …, die das Leben schrieb. Ich habe sie nur aufbewahrt und den Zusammenhang dargestellt, in dem ich sie erlebe.

    Danke für Deine Resonanz, die es mir erlaubt hat, weiter über das Erlebte nachzudenken. 😉

  3. […] It is about my impediments to excel surfing skills and the foundation we laid for Kid 2, learning to ride horses. And it is about the interconnectedness, I witness everywhere and I bear witness of by these […]

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