Zahlen, bitte …

Dieser Artikel entstand aus einer Twitter-Blödelei. Ich hatte schon auf LinkedIn wahrgenommen, dass es eine Blogparade zu #newPay geben soll. Ich finde das Thema spannend, fühlte mich aber nicht so recht berufen. Ich habe das Thema im Kontext #newWork wahrgenommen. Es ging nach meinem Verständnis also weniger um Dinge wie PayPal oder Krypto-Währungen. Sagen wir mal es geht um Entgelt für Arbeit – sog. “Erwerbsarbeit”.

Irgendwie hat mich das Thema dann doch gepackt. Aktuell bin ich da eher außenstehender Betrachter mit ein paar Gedanken und Erfahrungen. Ich beziehe derzeit kein Gehalt und ich zahle auch keine Gehälter mehr. Möglicherweise mag das dazu beitragen, den Blickwinkel zu ändern und vielleicht eine Sichtweise jenseits von Neid und Angst einzunehmen.

/Vorbemerkungen

Wenn ich auf Englisch blogge, würde an dieser Stelle jetzt “terms and conditions” stehen. Ich mag die Präzision dieses Ausdrucks. Er macht genau das deutlich, worum es geht. Worte als Begriffe und die Bedingungen unter denen die Bedeutung gültig ist. Genau das möchte ich regelmäßig vorwegschicken, um das Feld zu bereiten für das, was danach noch kommen mag. Quasi als Check-in und Onboarding.

Ich mache mir den Umweg über die Sprache gern zu Nutze, weil es Anhaltspunkte zum Verständnis der dahinterliegenden Bedeutung liefert. Viel zu viele Worte haben in unterschiedlichem Kontext andere Bedeutung. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass der Umweg über die Fremdsprache mir selber beim Verständnis hilft. Und so will ich mich dem Thema Entgelt für Arbeit zunächst über Sprache nähern. Wo ich einen Erkenntnisgewinn verorte, erfolgt die Annäherung auch über Fremdsprache.

Für diejenigen, die gern Orientierungspunkte haben:

Wir werden uns dem Punkt spiralförmig von außen nach innen nähern.

Bitte nehmen sie eine bequeme Sitzposition ein, reservieren Sie sich etwa eine halbe Stunde möglichst ungestörter Aufmerksamkeit und schalten Sie Ihr Hirn auf Empfang.

Die Besetzung dieser Blogparade wünscht Ihnen eine angenehme Reise auf dem Pfad des Verstehens.

/Entgelt

Der erste Knaller ist der Begriff Entgelt. Orthografische Fehler an dieser Stelle offenbaren bereits Geisteshaltungen.

Das Entgelt ist die Gegenleistung, die gelten soll. Den Rest bitte bei Wikipedia nachlesen.

/Geld

In den letzten Jahren gab es immer mehr erhellende Literatur und sogar Museumsausstellungen, die darlegen, wie aus Stockfischen und Muscheln Bitcoins wurden.

Das Thema Geld nimmt zumindest in der Grundschule meines Sohnes einen Platz ein. So kommt es, dass wir aktuell thematisch passende Bücher aus der Stadtbibliothek entliehen haben und die Kinder bereits ihre ersten Geldscheine mit Papier und Buntstiften produziert haben. Ich kann in den von ihnen betriebenen Einkaufszentren und Restaurants damit einkaufen, nachdem ich meinen Geldbetrag von der Bank (meiner 5-jährigen Tochter) zugewiesen bekam. Mal schauen, wann sie ihren fast zweijährigen Bruder zum Angestellten machen …

Eine Gegenleistung ist zunächst nur ein Austauschgegenstand. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass es besser ist, einen universellen Austauschgegenstand zu bestimmen, anstatt dass der Schmied zum Bauern geht und dafür Korn bekommt, obwohl er gern ein Steak gegessen hätte und eigentlich auch eine warme Hose für den Winter braucht. Und schon wurde die Triangulation von Wert über einen feststehenden Punkt eingeführt. Der Wert einer Sache liegt im Auge des Betrachters, den Preis können aber beide Seiten leicht bestimmen.

Alter Hut: Preise und Werte

Die Magie entsteht daraus, dass das Tauschmittel von beiden Seiten akzeptiert wird und eine objektivierbare Größenordnung darstellt.

Es ist recht unwahrscheinlich genau denjenigen zu finden, der das hat, was ich benötige und dann auch noch genau das anzubieten, was diese Person als wertvoller erachtet als das, was sie abgibt.

Wenn aber ein Gegenstand, den ich habe, von meinem Geschäftspartner akzeptiert wird, die Gegenleistung damit subjektiv und diskret verglichen werden kann und wenn der wegzugebende Gegenstand dann auch noch als geringwertiger eingeschätzt wird, so haben beide Seite einen Vorteil vom Tausch. Jeder macht “seinen Schnitt”. Alle sind zufrieden.

/Währung

Ein weiteres großartiges Wort zum Verständnis ist “Währung”. Es beinhaltet den Stamm von Wahrheit und Bewahrung. Im Deutschen geht es also darum einen Zustand zu fixieren.

Die Angelsachsen waren da offensichtlich etwas naturbezogener. Der Tauschgegenstand soll nicht für alle Zeit, sagen wir mal 1000 Jahre, regieren.

Er ist etwas, der seine Bedeutung aus einer Zeitkomponente erhält. Für den Moment der Einigung und es Austausches hat die Währung als “currency” ihre Bedeutung. Danach bekommt sie in verändertem Kontext eine neue Bedeutung. Wenn man die Bedeutung in Wert bemessen will ist man schnell beim Kurs einer Sache. Der kann steigen, der kann auch fallen. Je nachdem, wieviele Menschen gerade um den fraglichen Gegenstand konkurrieren, sich also gegenseitig überbieten, um ein knappes Gut zu erhalten.

Sobald das feststehende und vergleichbare Gut im Übermaß vorhanden ist und nicht genug Käufer zu einem aufgerufenen Preis gefunden werden, so bemüht sich der Inhaber des Verfügungsrechts (“Eigentümer”) durch Senkung des Preises Käufer zu finden.

Wenn sich weder Anbieter noch interessierter Käufer finden können, dann versagt der Markt. Wenn es für ein Angebot überhaupt keine Interessenten gibt, dann existiert kein Markt. Das kommt heutzutage aber nahezu gar nicht mehr vor. Jeder kommerzialisierbare Gegenstand kann heute auch vermarktet werden. Legalität, Preis und Profitabilität sind dabei ganz andere Aspekte.

/Zahlung

Wenn nun der Tauschgegenstand gegen unterschiedliche Dinge eingetauscht wird, so ergibt sich das Bedürfnis, den gesamten werthaltigen Besitzt in mehrere kleine Teile zu zerteilen, die man in unterschiedlicher Anzahl gegen unterschiedliche Dinge tauscht. Und schon wird es notwendig, mehrere Tauschgegenstände abzuzählen, um festzustellen, ob die vereinbarte Anzahl erbracht wird.

Wenn also Geld als Entgelt akzeptiert wird, dann befreit die Zahlung des Geldbetrages von der Schuld der Entgeltleistung.

/Schuld

Im deutschen Recht, das sich aus dem römischen Recht entwickelt hat, begründet ein Vertrag für beide Seiten die Pflicht zur Lieferung. Die eine Seite liefert Ware, die andere zahlt Geld. Der eine schuldet eine Dienstleistung, der andere zahlt für deren Erbringung. Das kann im Voraus passieren oder im Nachhinein oder in Kombination von beidem.

Die Leistung des einen befreit von der Schuld dieses zu liefern.

Bei Schuld fängt es schon an sehr interessant zu werden. Schuld ist eine Kulturfrage.

Die unterschiedlichen kulturellen Einstellungen zu Geld und Schuld lassen sich durch einen Blick auf eine andere Sprache erahnen.

Sprache ist kondensierte Kultur. Schauen wir uns einmal an, wie die Angelsachsen die Sache so sehen.

Im Englischen ist die Schuld “guild”, wohingegen die strafrechtliche Schuld im Sinne der persönlichen Vorwerfbarkeit als “fault” bezeichnet wird. Das wiederum heißt im Deutschen so etwas wie Fehler oder unerwünschtes Ergebnis, was es wiederum im deutschen Schuldrecht als so genannte Schlechtleistung gibt.

Man hat zwar etwas getan, es entspricht aber nicht den Anforderungen.

Gut, wenn man diese Anforderungen objektiviert hat. 10€ sind leicht abzuzählen, wenn man 20€ schuldet.

Aber wehe, wenn das pink der Außenwand mehr rosé sein soll, wenn die Abendsonne drauf fällt und aber beim ausgemachten Termin bedeckter Himmel am Vormittag herrschte und der Malermeister die Farbe vor Ort nach den Gegebenheiten des Untergrunds zusammen mischen muss. Wessen Schuld ist es nun, wenn das Ergebnis nicht zufrieden stellt?

Wer hat das Ergebnis zu verantworten? Der Wettergott? Der Besteller mit seiner Vorstellung von pink-rosé in der Abendsonne oder eher der Erbringer der Leistung, der sich auf eine solch vage Beschreibung eingelassen hat, die zudem kaum nachprüfbar ist. Welche Abendsonne? An durchschnittlichen Tagen? Hochdruck-Sommertagen? Usw.

/Steuern

Nehmen wir einmal an, jemand tauscht etwas gegen Geld. In unserer Gesellschaft entfällt immer ein bestimmter Anteil an das Gemeinwesen. Im Deutschen heißt das Steuern. Die populärste Form der Steuer ist die Umsatzsteuer, die entgegen langläufigem Fehlverständnis sich nach dem Umsatz und nicht nach dem Mehrwert bemisst.

Warum? Umsatz kann ich objektiv feststellen. Wert ist eine subjektive Vorstellung. Idealerweise sollte der Wert einer Sache im Wirtschaftskreislauf steigen. Das ist der Fall, wenn Wertschöpfung betrieben wird. Allerdings kann es auch sein, dass der Kaufmann sein Lager liquidiert und daher unter Einstandspreis veräußert. Aus dem Abschlag im Verkaufspreis entsteht ein Vorteil beim Käufer aber auch beim Kaufmann. Wer hat nun den Wert geschaffen? Wer ist Steuerpflichtiger?

Auch hier lohnt wieder der Blick ins Angelsächsische. Dort heißen unsere Steuern “taxes”, was es wiederum so ähnlich im Deutschen als “taxieren” gibt. Wo der Brite als eine Zahl bestimmt (taxiert), wird der Deutsche dahingehend besteuert, dass er bitte ein bestimmtes Verhalten als seinen Vorteil wahrnimmt. Durch die Steuer soll staatlich etwas erstrebenswert werden, was es an sich monetär (!!) erst einmal nicht ist. Steuern sind also so etwas wie eine negative Subvention. Erst werden alle gleichermaßen belastet und unter bestimmten Bedingungen wieder entlastet.

Kinder bspw. entlasten steuerlich. Ob das für den einzelnen einen Vorteil darstellt mag jeder für sich entscheiden.

Das Steuerrecht kennt nur Anzahl, Lebensalter und Abstammung bzw. Familienstand.

/Bezahlung

Kommen wir aber langsam einmal dem Kern näher. Wofür sollen wir also auf eine neue Art bezahlen?

Schauen wir uns also an, wofür bisher gezahlt wurde. Denn davon muss etwas zwangsläufig abweichen, sonst wäre es ja nicht neu.

/warum bezahlen?

Im deutschen Kulturraum zahlen wir, um uns einer Schuld zu entledigen.

Henrik Kramer, der für jede Lebenssituation eine Anekdote oder einen weisen Spruch bereit hält, sagte einmal

Wer mit Schulden stirbt, hat mit Gewinn gelebt.

Allerdings können diese Schulden auch zum Tode führen. Zumindest im technischen und organisatorischen Bereich.

Angelehnt an den aus der agilen Software-Entwicklung bekannten Ausdruck der “technischen Schulden” hat meiner Bruder Sylvius den Begriff der “sozialen Schulden” ins Gespräch eingebracht.

Gemeint sind damit organisatorische Versprechungen wie “Arbeitsplatzgarantie” und “Lohnstabilität”.

So manch eine Organisation hat bereits ihren Kredit verspielt und lebt derzeit von der tolerierten Überziehung ihres Kreditrahmens.

Soziale Schulden sind eine Hypothek auf die Glaubwürdigkeit der Organisation. Wenn die Schulden fällig sind und nicht bedient werden können, dann wird in den Gegenstand Vertrauen vollstreckt.

Das geschieht so lange bis die Masse aufgebraucht ist. Dann ist die Organisation sozial insolvent und das Insolvenzverfahren wird mangels Vertrauensmasse abgelehnt.

Egal, was der Kontostand bei der Bank aussagen mag.

Spätestens seit Lehman Brothers wissen wir, wozu so etwas führen kann.

Da hilft auch kein Verkapseln von Risiken, indem man Verpflichtungen wie Hypotheken bündelt und in Bad Banks verklappt.

Das versetzen der Mitarbeiter an einem Standort, das Gründen von Töchtern an “Niedriglohn-Standorten” oder das Off-Shoring und das nachfolgende Zurückverschieben von Zuständigkeiten mit dem Preisdruck aus den entfernten Töchtern bleibt bei der Belegschaft nicht unbemerkt.

Wer so handelt kann weder “Commitment” noch Motivation bei der Belegschaft erwarten. Man bekommt “Ausführen” und mglw. noch einen Teil von “Verstehen”. Auf den Rest braucht man nicht einmal mehr zu hoffen. Eine solche Organisation hat ihre Zukunft verpielt.

Für solche Szenarien habe ich in meinen Projekten den Spruch

In Powerpoint hat es gut funktioniert.

Spätestens, wenn die Erwartungshaltung des Kunden “deutsche Wertarbeit” bezahlt und die Leistung auf der Basis des niedrigsten Einkaufspreis ausgeliefert bekommt, wird sich die Nachhaltigkeit solcher Vorgehen beweisen müssen.

Es gibt großartige Qualitäten aus sog. Niedriglohnländern. Hardware von Apple, Lenovo oder Microsoft mögen als Beispiel herhalten. Oder Carrera-Bahnen. Oder Produkte von Huawei, die dort nicht nur assembliert, sondern auch entworfen werden.

Allerdings werden sie mit deutlichem Mehr-Aufwand in der Vor-Qualifikation und Nach-Sorge an den jeweiligen Standorten bezahlt.

Ob solche Rechnungen aufgehen, muss jeder “Business Case” für sich beweisen. Die Zeitkomponente im Zusammenhang mit der Kundenbindung in Bezug auf Anschlusskäufe sind es, die hier das Strohfeuer von der andauernden Glut im Kessel unterscheiden.

Erinnert sich noch ein Entscheider an Ignazio Lopez und seine sagenhaften Einkaufseinsparungen von 30% bei Opel und VW?

/womit bezahlen?

Kommen wir zum spannendsten Teil. Seit mehreren Generationen sind wir es in Deutschland gewohnt, mit Geld entlohnt zu werden. Das war nicht immer so. Wird es deshalb immer so bleiben?

Die Gegenleistung muss nicht immer Geld sein.

Mancher Sprecher auf einer Konferenz tut dies gegen freien Eintritt, um sich auszuprobieren oder bekannt zu werden.

So mancher arbeitet gegen “Kost und Logis” und erntet (“liest”) Wein in Chile oder schert Schafe in Neuseeland.

Manche im Urlaub, manche als Sabbatical, manche als Lebenseinstellung.

Ich las vor kurzem, dass die Wirtschaft des 19. Und 20. Jahrhunderts geprägt war vom Kampf um Ressourcen.

Die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts wäre geprägt vom Kampf um Aufmerksamkeit.

Vielleicht auch deshalb, weil Aufmerksamkeit im Englischen nicht geschenkt, sondern erkauft wird

– “to pay attention”.

Wer ertappt sich nicht dabei, ein Festival wegen der Headliner zu besuchen, um dann eine junge unbekannte Combo für sich zu entdecken?

Oder bei Konferenzen ziehen die großen Namen, aber eigentlich sind die Themen der “kleinen”, weil weniger bekannten Redner viel nutzbringender.

Weis man aber immer erst, wenn man “den Großen” gefolgt ist.

Bestes Beispiel sei dieser Artikel.

Solche Gedanken gebe ich laufend von mir. Etliches dessen, was ich hier schreibe, stammt bereits aus veröffentlichten und unveröffentlichten Blogbeiträgen.

Hätte man alles schon wissen können – aber woher?

Markt ist dort, wo sich Nachfrage und Angebot treffen.

Man muss schon mal die Haut zu Markte tragen, um das Fell über die Ohren gezogen zu bekommen.

/was bezahlen?

“Ich bezahle Sie doch nicht für das Lernen!” soll schon so mancher Auftraggeber gesagt haben.

Auto-Selektion. Der nächste, bitte.

“Jugend forscht” habe ich in dem Zusammenhang auch schon als abfälligen Kommentar vernommen.

Oder “chaotisches Vorgehen”.

Mittlerweile habe ich für mich eine Antwort gefunden, was die Leistung ist, die man durch meine Mitwirkung erlangen kann.

Ich schaffe Gewissheit.

Am Ende meiner Tätigkeit, kann der geneigte Interessent erfahren, was funktioniert, warum es funktioniert und wie das Funktionieren wiederholt werden kann.

Das ist eine ganze Menge Gewissheit an Stellen, wo sich viele damit begnügen, “dass” etwas funktioniert.

Der Unterschied?

Ich kann benennen, was wichtig ist und worauf geachtet werden muss, um ein Ergebnis zu erzielen, zu wiederholen und was dieses Ergebnis gefährdet.

Manche verstehen darunter “Führung”. Mag sein.

Es ist mein persönlicher Qualitätsanspruch, der auf einem humanistisch, militärisch, klerikal und industriell geprägten Elternhaus erwächst und durch eine vielseitig verwendbare, universitäre Ausbildung vervollkommnet wurde.

Juristen können alles.

… hieß es in mehreren Vorlesungen, die ich besucht habe. Das fiel auf fruchtbaren Boden. Zumindest bei mir.

Also, was wird bezahlt?

  • Ergebnisse – im Sinne von “Stückzahl”?
  • Anwesenheit im weitesten Sinne – “Sicherheitsgewerbe”
  • Verhinderung von Abwesenheit – “extrinsische Motivation”
  • Ermöglichung von Pflichterfüllung – “Beamtentum”
  • Qualität – Erfüllen einer Spezifikation
  • Gestaltung – Bestimmen einer Spezifikation
  • Erschaffung – Handwerk
  • Statusänderung – “Sachbearbeitung”
  • Herstellen eines definierten Zustandes – “Support”
  • Erhalten eines definierbaren Zustandes – “Betrieb” bspw. einer Anlage
  • Verhindern eines unerwünschten Zustandes – “Wartung”

Die Liste ließe sich endlos fortführen.

Nach meiner Ansicht bestimmen Fähigkeiten und nicht bisherige Errungenschaften den Marktwert einer Humanressource.

Entweder, weil die Person es bereits bewiesen hat oder weil sie als “high potential” die vermuteten Voraussetzungen dafür mitbringt.

Dadurch, dass jemand etwas bewiesen hat, steigt die Gewissheit es noch einmal zu können – interessanterweise fällt damit aber auch der Preis. Nur nicht in direktem zeitlichen Zusammenhang. 😉

Denkanstoß:
Prof. Dr. Dr. Dr. hc Ing. hat was genau erreicht?

Die betreffende Person hat bewiesen, dass sie eine Auswahl anderer Menschen von ihrer Fähigkeit überzeugen konnte, wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen.

Über Praxistauglichkeit und Grad der Weltverbesserung sagt die Titelsammlung zunächst nichts aus. Eher über das Maß an Weltscheue und persönlicher Unsicherheit im Umgang mit Menschen.

Am Ende ist die Wissenschaft nämlich sehr viel umgänglicher als echte Menschen. Die Wissenschaft muss nicht eingenommen werden, sie muss nicht gehalten werden und motiviert sein.

Sie ist einfach nur da und wehrt sich nicht.

Zahlungsbereitschaft steigt mit erzielbarem Gegenwert.

Bezahlt wird das, was vereinbart ist. Sagt der Jurist.

Und dummerweise wird wenig wirklich vereinbart und vieles nur stillschweigend (vermeintlich “implizit”) angenommen.

Das führt dann zum sog. Dissens (Gegenteil von Konsens), wenn eine Partei meint, der Vereinbarung gemäß geliefert zu haben, die andere aber eine abweichende Meinung vertritt.

Irgendwann “passt es dann einfach nicht mehr” und die Parteien gehen getrennte Wege.
Auf die harte oder die einvernehmliche Tour.

Das wertvollste, was ich in meinem Studium gelernt habe ist die Erkenntnis

Wenn jemand den Rechtsweg einschlägt, haben alle bereits verloren.
Es geht nur noch um die Höhe der jeweiligen Verlustanteile.

Ich handle strikt nach dieser Erkenntnis. Ich habe keine Angst vor dem Rechtsweg.
Das ist auch so ein wertvoller Benefit meines Studiums. Aber noch wichtiger ist:
ich persönlich konzentriere mich darauf, diese Art der Trennung gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Ich reite die Welle, solange sie rollt und solange ich nichts anderes tun möchte.

/ein Gegenbeispiel

Ich arbeite viel. Manchmal werde ich dafür bezahlt. Eigentlich immer erst im Nachhinein. Ich bin so gesehen Investor.

Das war fast mein ganzes Berufsleben so. Ich habe mal 10 Wochen “bei Benz” gearbeitet – wie man in Bremen so sagt.
In Stuttgart “schafft man beim Daimler” – was das selbe meint.

Danach war ich als Arbeitgeber und Auftragnehmer tätig – bis heute.
Die Branche, in der ich das meiste Geld verdient habe, und speziell das dort etablierte Recruituing Modell bezeichne ich gern als “Leiharbeit auf hohem Niveau”.
Sie ist geprägt von Projektarbeit, die auf Zeitbasis abgerechnet wird und über Vermittler zustande kommt. Diese Vermittler bekommen einen Anteil am Honorar, das der Auftraggeber bezahlt. Dafür bahnen sie Kontakte an und akquirieren Projekt, zu denen ich als “Einzelkämpfer” keinen Zugang bekäme. Allerdings selektiert dieses System die Kundschaft und so kommt es, dass ich nahezu ausschließlich im Konzernkontext tätig werde.

Dort herrschen besondere Spielregeln, die mir niemand erläutert oder überhaupt genannt hat. Meine Verhaltensweisen im Projektkontext basieren auf vielen schmerzhaften Erfahrungen und dem einen oder anderen Erfolg. Mittlerweile habe ich ein “Gefühl” dafür, was die Konzerne benötigen, was die Vermittler brauchen, was ich liefern kann, was ich liefern will und was dafür am Markt der freien Arbeitskräfte erzielbar ist.

Dieser Tage kontaktieren mich die Vermittler mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme, dass sie für das, was nachgefragt wird, kein ausreichendes Angebot liefern können.

Ich kann liefern, meine vermarktbaren Ressourcen sind aber begrenzt. Und so suche ich mir das aus, was ich machen will und sage alles andere ab.

Als ich vor etwa zwei Jahren anfing, Job-Sharing bei Freiberuflern zu thematisieren, stieß das auf Ablehnung auf der Auftraggeber-Seite. Mittlerweile haben die Konzerne umgedacht und räumen zumindest ein, eine Person für 2 bis 3 Tage einzubinden, anstatt wie früher “Vollzeit vor Ort” zu fordern.

Marktkräfte vermögen so einiges zu regeln. Es geht nicht darum, zu beklagen wie etwas nicht ist.

Die Kunst besteht darin, die Kräfte dafür zu nutzen, das zu ermöglichen, was man erreichen möchte.

/der Markt

Nun ist mir klar, dass meine Art zu arbeiten, gegenüber den etablierten Standard eine Ausnahme darstellt. Allerdings weichen die Strukturen auf und werden flexibler.

Während früher die Vollzeitbeschäftigung mit genau einem Aufgabenbereich als erstrebenswert galt, können und wollen beide Seiten sich heute nicht mehr auf “ganz oder gar nicht” einlassen.

Ich persönlich nehme keine VZ-Aufträge mehr an, weil das für mich ein zu großes Risiko bedeutet.

  • Was, wenn es keine Folgebeauftragung gibt?
  • Lohnt es sich für den Broterwerb alles andere zurückzustellen?
  • Gibt es ein Leben nur nach dem Projekt oder auch im und während des Projekts?

An dieser Stelle sehe ich Gemeinsamkeiten mit dem Markt für abhängig Beschäftigte.

Arbeitsplatzgarantien glaubt heute kaum einer mehr.

Es mag zwar sein, dass man beim Arbeitgeber verbleibt, jedoch spätestens nach drei Jahren tut man etwas anderes.

Ich kenne nur ein Team, das willentlich und wissentlich ausschließlich von “Internen” gestellt wird und die seit 15 Jahren das Gleiche tun. Allerdings mitwachsend von einer Produktversion zur nächsten.

Überall sonst regiert der Wandel.

Wenn es nicht mehr passt, wird umstrukturiert.

Wem es nicht mehr passt, der wechselt. Im Unternehmen oder das Unternehmen.

Wo ist der Unterschied zu dem, was ich mache?

Rein formal schließen die meisten anderen einen Arbeitsvertrag.
Das ist eine Spezialform des Dienstleistungsvertrages.

Ich selbst schließe Dienstleistungs-, Werk- oder Kaufverträge.
Das war es dann auch schon.

Ansonsten gilt für Interne das selbe wie für Externe. Da bekommt so mancher Controller im Konzern Sorgenfalten. Stichwort “Scheinselbstständigkeit” und Sozialabgaben.

Wie gleich die Anforderungen sind, drückte mal ein festangestellter Projektleiter mit den Worten aus “Wenn jemand aus der Linie mehr als drei Termine in der Woche im Kalender hat, dann bekommt der schwitzige Hände. Wenn er meinen Kalender sieht, ist er der Herzattacke nahe.”

Wieviel ist also das Gefährden der Gesundheit für ein “höheres Ziel” wert?

  • 10.000,- ?
  • 100.000,- ?
  • 1.000.000,- ?

/vertragt Euch!

Am Ende sind es alles Verträge. Es sind Regelungen, um Leistung und Gegenleistung in Einklang – in die Balance – zu bringen.

Von der Deutschen Bahn hört man, die Betroffenen würden lieber mehr Urlaub als mehr Geld haben. Hatte da der Sven seine Finger im Spiel?

Oder ist das einfach nur der Ausdruck dessen, was ich hier angerissen habe?

Bestimmte Ziele sind es nicht wert, dafür Gesundheit, Privatleben und sonstige eigene Interessen aufs Spiel zu setzen.

Andere sind es, obwohl kein Geld fließt.

Ich schreibe diese Zeilen, obwohl es eine bezahlte Nachfrage nach meiner Dienstleistung gibt. Ich möchte aber nicht “mehr von dem selben” machen. Ich will die Inspiration des Aufrufs zur Blogparade #newPay nutzen, um darüber zu sinnieren, warum ich etwas mache. Ich veröffentliche das, weil ich Grund zu der Annahme habe, dass es für andere einen Wert bedeuten kann. Vielleicht nicht direkt und ganz sicher nicht abschließend messbar. Aber einer muss es ja tun. Und so komme ich zu dem was ich tue.

Wenn es schon viele andere etwas tun, dann sehe ich keinen Bedarf, es auch zu tun.
Es sei denn ich bin mit dem Angebot unzufrieden. Und so kam es, dass ich mit einem Kommilitonen zusammen ein Systemhaus gegründet habe. 1994.

Wir hatten

  • Keine Ahnung
  • Keine Ausbildung
  • Kein Geld

Aber eine Idee und eine Unzufriedenheit mit dem damaligen Status quo.

Wir waren der Meinung das unser “anders” für viele ein “besser” bedeutet.

Das haben wir umgesetzt.

Davon profitiere ich noch heute.

  • Mit Ahnung
  • Mit Ausbildung
  • Und, naja, das Geld ist schon gut, wenn es da ist.Aber ab einem bestimmten, höchstpersönlichen Punkt im Leben, rücken andere Dinge in den Vordergrund.
    Das hat auch mit Lebensalter, Erfahrungsbilanz sowie Anzahl der Kinder und Todesfälle im unmittelbaren Umfeld zu tun.

Am Ende ist es das Paket, für das sich die Parteien entscheiden.
Wieviel gebe ich,
was und wieviel davon bekomme ich und
lohnt es sich überhaupt, dafür aktiv zu werden?

Das hat auch viel mit Verstehen zu tun. Vor allem dem gegenseitigen Verständnis für einander. Wobei wir dann endgültig bei der Augenhöhe angekommen wären.
Die Zeiten, in denen der Gutsherr die knappen Ressourcen zugeteilt hat, sind wohl endgültig vorbei.

Und wie ich dereinst aus der brand eins entnehmen konnte, entsprach diese Weltsicht schon immer einem Fehlverständnis von Wirtschaft.

Der Taylorismus hat es nicht besser gemacht. Nur größer.

/der Punkt

Zahlung im Kontext von Arbeit oder konkreter “Erwerbsarbeit” war lange Zeit ein Betrag in Geld. Geld macht Dinge einfach, weil es eine Vergleichbarkeit herstellt, wo eigentlich Individualität herrscht. Es verleiht subjektiven Aspekten den Schein von Objektivität.

Das funktioniert so lange, wie das System Geld funktioniert. Und das ist von der selben Ressource abhängig wie eine Organisation: Vertrauen.

Nun leben wir in Zeiten, in denen eine Menge Vertrauen verspielt wurde.
Im Ergebnis dazu müssen andere Währungen gefunden werden, um Vertrauen auszudrücken.

Ganz nebenbei kollabiert dann auch noch das Deutsche Sozialsystem, das auf Grundannahmen errichtet wurden, die immer weniger Bedeutung haben.

In Zeiten der Industrialisierung und Maximierung durch das Scientific Management funktionierte das System hervorragend für die Vielzahl abhängig und weisungsgebunden Beschäftigten.

Die Profiteure auf der anderen Seite brauchten es nicht, weil sie die wirtschaftlichen Mehrwerte abschöpfen und für ihre persönliche soziale Sicherung verwenden konnten.

Mit Geld war eine Menge zu kaufen.

Manche irrten sogar soweit, dass sie annahmen, alles wäre damit zu haben.
Dieser Irrtum ließ allerdings die Zeitkomponente außer Acht.

Er ist oft bei jungen Menschen zu beobachten oder solchen, die aus unterschiedlichen Gründen Wahrnehmungsdefekte in bestimmten sensorischen Bereichen aufweisen.

Ein Grund kann sein, dass zunächst empfundener Mangel und dann erlebter Überfluss die betroffenen Personen dazu verleiten, ihre Errungenschaften in etwas größerem Maß wahrzunehmen als sie nüchtern betrachtet sind. Ein schöner Begriff für die Auswirkungen solcher Sensordefekte ist im Deutschen das Wort “Neureiche”.

Ein schöner Anknüpfungspunkt für Gedanken darüber, was eigentlich Reichtum beinhaltet und wie er sich darstellt.

/Lebewohl

Nun haben wir das Ziel unserer Reise erreicht. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt hier oder eine angenehme Weiterreise, wohin auch immer Sie ihre Reise des Verstehens führen mag.

Die Besetzung dieser Blogparade bedankt sich für die gewährte Aufmerksamkeit und würde Sie gern wieder an Bord eines weiteren Blogartikels zum Thema #newPay, #newWork oder #Augenhöhe begrüßen.

Leben Sie lang, in Frieden und Wohlstand.

Mögen sich alle Bedürfnisse in Realität auflösen.

/etc

Dieser Artikel ist Teil der Blog-Parade zum Themenkomplex #newPay.

An dieser Stelle verweise ich für den oder die geneigten LeserInnen auf weitere Quellen, die mich inspiriert haben, von denen ich meinen Weg hier her gefunden habe oder die in diesem Zusammenhang nach meiner Ansicht interessant sein können.

Es gibt so manches, das ich für wichtig halte und daher mit der Welt teile.
Den besten Überblick dazu gibt es auf meinem Twitter-Kanal.

/Inspiratoren

/weiterführende Quellen

  • “Everyday Agile” ist ein Spiel, das ich einmal zur Demonstration von Team-Arbeit entwickelt habe.
    Es kann auch sehr gut zur Simulation der Besetzung einer zukünftigen Arbeitsgruppe eingesetzt werden.
  • “Scrum ist anstrengend!”
  • Für den Weg aus dem weisungsbezogenen Arbeiten hin zur Wertschöpfung in Ungewissheit habe ich das up2U-Protokoll entwickelt. Der erste und wichtigste Schritt ist das Herstellen von Augenhöhe.

/berühmteletzteworte

Das Leben verläuft in Kreisen. Manche sind größer, andere kleiner.

An Ihrem Ende findet sich kein Ende, sondern nur ein neuer Anfang.

Sprich zu denen, die es angeht und teile, was Dir wichtig ist.

One response to “Zahlen, bitte …”

  1. […] Gerber hat in seinem Artikel Zahlen, bitte bereits sehr schön die Begrifflichkeiten geklärt und die Entlohnung “Externer” […]

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