„Zwei zum Preis von einem“ – Job-Sharing bei Agilisten

Die Ausgangssituation

Ich habe derzeit den Eindruck, dass es für „klassische Projektvermittler“ sehr schwer ist, Scrum Master-Positionen unter den Bedingungen „100% Vollzeit vor Ort beim Kunden“ zu besetzen.

zwei_zum_preis_von_einem_staffing
Projekt Recruitment: klassischer Fall von “Narrow Framing”

„Remote“ ist eine Alternative, die ich auch selbst schon praktiziert habe. Aber so richtig gut funktioniert es eben doch besser mit physischer Präsenz. Nur 7% der Kommunikation verläuft über den Wortinhalt, 93% non-verbal …

Ich stelle daher hier einen Ansatz vor, den ich auf Initiative einer Projektvermittlerin entwickelt habe. Es ist gleichzeitig die „Blaupause“ für Vermittler, es dem Kunden verkaufen zu können.

Aber Vorsicht!

zwei_zum_preis_von_einem
Product Owner – Team – Organisation (Management) – Scrum Master – agile Coach

Das hier beschriebene Vorgehen funktioniert mit der Scrum Master Rolle und beigeordneten Agile Coaches.
Das liegt darin begründet, weil der Scrum Master auf die Situation „im Jetzt“ fokussiert sein muss und das Framework bekannt ist. Für Entwickler, POs, Business Analysten etc. kann es funktionieren, bedarf aber zuvor der Klärung, ob es in dem jeweiligen Einsatzumfeld umsetzbar ist.

Die „Blaupause“

Wer also ein Standard-Schreiben benötigt, egal in welcher Rolle im Markt, ist herzlich eingeladen, die folgenden Zeilen zu verwenden oder an die Umstände anzupassen.

Der Text:

Sehr geehrte/r Herr/Frau [],

Ich schlage vor, dass Sie mich zusammen mit [] bei Ihrem Kunden ins Spiel bringen und wir uns die Vakanz teilen.

Worin besteht der Vorteil für Ihren Kunden?

  • Das Basis-Toolset (Scrum-Framework) ist bekannt und wird von uns beiden gleich ausgefüllt.
  • Der Kunde bekäme mit zwei Personen zum Preis von einer FTE mehr als wenn er sich auf eine Person festlegt.

Die Vorteile im Einzelnen:

  • Krankheit, Urlaub, Fortbildung, Konferenzteilnahme kann in Abstimmung der Personen so geregelt werden, dass die Rolle immer besetzt und die Aufgaben immer erfüllt werden. Anders als bspw. bei Mitgliedern des Entwicklungsteams oder POs gibt es keine „Kopfmonopole“.

Der Kunde bekommt noch mehr …

  • Die Aufgaben des Scrum Masters und noch mehr der Anteil von Agile Coaching erfordern eine Menge Energie, die man in die Organisation einbringt, um die Dinge in Bewegung zu bringen und am Laufen zu halten. Der Kunde bekommt zwei Mal die Woche frische Energie zum Preis von 1 FTE.

Darüber hinaus bekommen Kunde und Team noch mehr …

  • Die Mitglieder der Teams erfahren, dass das Verhalten des Scrum Masters einer Rolle und nicht einer Person entspricht. Die Organisation interagiert mit der Rolle anstatt sich auf die Person und aller damit verbundenen Vorlieben und Abneigungen zu fokussieren. Das Modell führt also zu einer Objektivierung in der Zusammenarbeit und hilft damit, den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge im Geschäft zu richten.

Und als Sahnehäubchen obendrauf gibt es noch doppelt so viel Inspiration und Kreativität.

  • Jemand, der die Rolle Scrum Master und Agile Coach wirklich ausfüllt, schaut permanent „draussen“ nach interessanten Ansätzen und Möglichkeiten, die er „drinnen“ anwenden kann. Personen mit diesem Rollen-Fokus sind aufgeschlossen, wissbegierig und sehr kommunikativ. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass die meisten max. 3 Tage in dieser Rolle arbeiten wollen, um die übrigen zwei Tage für Weiterbildung und *-Verwirklichung, Sozialkontakte und „Inspiration-Tanken“ zu nutzen.

Wenn der Kunde also beweisen möchte, dass er an der Spitze der „new Work-Bewegung“ zuhause ist, dann kann er gar nicht anders als dieses Modell für diese Position bei sich zu implementieren.

zwei_zum_preis_von_einem_netzwerk.png
Äußere Impulse bewegen Teams – fluide Strukturen entstehen

Wir stehen bereit für einen „Proof of Concept“ … auch bei Ihrem Kunden.

Mit beweglichen Grüßen aus [] und []

Und die Reaktionen?

Ich selbst habe diese Modell schon mit mehreren Kollegen praktiziert. In bekannter Umgebung funktioniert es sogar ohne vorherige Abstimmung und “auf Zuruf”.

Die Vermittler, denen dieses Konzept vorgestellt wurde, waren allesamt sofort überzeugt und begeistert. Agilisten sowieso.

Die suchenden, potentiellen Kunden allerdings sind noch sehr zurückhaltend. Und wie es überall sonst auch beklagt wird, will keiner den ersten Schritt tun und hinterher als „Versager“ dastehen.

Was bedeutet das aber für den Agilisten? Es ist der Beweis, dass die betreffende Position nur scheinbar „agil“ besetzt werden soll. Die Arbeit in der Organisation wird außerordentlich anstrengend, weil noch nicht einmal die Basis der agilen Werte (vor allem Mut und Offenheit) vorhanden ist.

q.e.d.

Ja, das geht! Toyota mal wieder… und die Schweden natürlich.

2 responses to “„Zwei zum Preis von einem“ – Job-Sharing bei Agilisten”

  1. […] mache ich noch Vorschläge zur Güte wie hier beispielhaft […]

  2. Sehr gutes Konzept und sehr gut geschrieben. Habe es an anderen Stellen auch schon gehört. Ein Beratungsunternehmen, dass ein Tandem ins Rennen geschickt hat, angefangen bei der Einstellung. Sie teilen sich alle. Und die Kunden? Zufrieden, weil immer jemand mir frischer Energie dabei ist.
    Liebe Grüße
    Björn

Leave a Reply

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Discover more from commodus.

Subscribe now to keep reading and get access to the full archive.

Continue reading