Pfadfinder im Übergang

“Beim Lesen Ihres Blogs ist mir aufgefallen, dass mir nach Ende der Beauftragung Ihre Reflektionen fehlen werden.”

Solche Resonanz ist selten und (deshalb?) wertvoll.
Die meisten wissen erst, was ihnen fehlt, wenn es fehlt.

Ein Nachbar drückte es anders aus:
“Wir werden nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Das Erkämpfen besserer Bedingungen überlassen wir aber lieber den Müllfahrern und dem KiTa-Personal. Wenn wir Wissenschaftler streiken merkt das keiner.”

/Vorgeschichten

Früher wurde ich immer dann gerufen, wenn am Ende vom Budget kein brauchbares Ergebnis vorlag.

Irgendwann stellte ich mir die Sinnfrage. Ich war es leid, die Kohlen aus dem Feuer zu holen und ich machte mich auf zu den Ursprüngen dessen, was ich immer erst dann korrigieren sollte, wenn es schon fast zu spät war.

Mittlerweile kann ich ganz gut beurteilen, was welche Konsequenzen haben wird. Allerdings muss ich feststellen, dass nur wenige etwas davon hören wollen, bevor es kritisch wurde.
Und ich frage mich: ist es gut, anderen eine Erfahrung vorzuenthalten, durch die sie lernen?

In meiner IT-Systemhaus-Zeit haben wir unendlich lang geredet, um bspw. Backup- und Recoverylösungen zu verkaufen.
Sobald eine Festplatte ausgefallen oder eine Datenbank korrupt war, haben wir im Mehrschichtbetrieb mehrere Tage und Nächte die Daten aus Fragmenten zusammengesetzt. Der produktive Betrieb war in dieser Zeit eingeschränkt oder ganz zum Erliegen gekommen.
Das war zu Zeiten, als man sich per eMail verabredet hat, um Verträge auf Papier zu unterschreiben. IT hatte längst noch nicht die Kritikalität von heute.

Auch heute wird die Notwendigkeit zu üben nicht erkannt.
Schön, dass ich ein Dokument habe. Schade, wenn es nicht ein Mal verprobt wurde.

Damals wie heute scheint zu gelten: erst der Schaden, dann die Klugheit.
Das andere Extrem gibt es auch. Vor lauter Vorstellungskraft was alles passieren könnte, wird am besten überhaupt nichts getan. Es kann ja nur schief gehen …

Dabei liegt die Lösung – wie immer – irgendwo dazwischen; nicht notwendigerweise in der Mitte.
Es geht darum, mit den Kräften sparsam umzugehen, um die Aktivitäten zur Wirkung zu bringen, die den meisten Ertrag versprechen.

/Von der Ausnahme zur Regel

Irgendwann gibt es einen Punkt, da passt es einfach nicht mehr.
“Was gestern noch richtig war, wirkt heute aus der Zeit gefallen, irgendwie überholt. Aber was sollen wir machen?”

So in etwa sehen die Momente aus, in denen ich heute mit Themen konfrontiert werde. Es ist einigermaßen klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Aber andererseits fehlt eine Vorstellung davon, wie es anders gemacht werden könnte.

Sehr wenige Menschen haben sowohl die Erfahrung als auch die Übung darin, Dinge anders zu tun.
In meinen jüngeren Jahren konnte ich es mir schwer erklären, warum es so wenige tun wie ich.
Heute ist es mir etwas klarer und ich kann akzeptieren, dass es so ist.

Ich hatte als Kind Angst vor dem Neuen und Unbekannten. Und ich entschied mich, dieser Angst zu begegnen, um sie zu überwinden.
Ich stellte fest, dass es keinen Grund zur Angst gibt, wenn ich mich intensiv mit der Sache beschäftige.
Ich gewöhnte mir an, mir die Zeit zu nehmen oder etwas überhaupt nicht zu tun.

Tausende Herausforderungen später fühle ich mich jeder Situation gewachsen.
Allerdings muss ich mich nicht in jede Situation begeben. Es muss schon etwas dabei herumkommen.
Dinge wie Base Jumping, Bungee oder Slopestyle sind zwar faszinierend anzusehen, aber nichts (mehr) für mich.
Ich mache so etwas im übertragenen, nicht im tatsächlichen Sinn.

Mein Freeriding ist die Zeit vor dem Projekt-KickOff.
Mein Heli-Drop ist das Erstgespräch.
Meine Obstacles sind Impediments. Anstatt sie aufzubauen, binde ich sie ein oder baue sie ab – alles für den Flow.

Nehme ich dadurch anderen die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zu suchen und zu finden?
Nein, das tue ich nicht. Es gibt einen entscheidenden Unterschied.
Ich kenne die Techniken, ich kenne die Wirkweisen, ich kenne aber keine Absichten und verfolge auch keine.
Ich bin extern und darin liegt mein Nutzen für die Auftraggeber. Ich kann, aber ich weiß nicht.

Die Umgebung, die sich mit mir beschäftigt erfährt dadurch mehr über sich selbst.
In einer stabilen Umgebung müssen Dinge nicht hinterfragt werden. Es muss kein “warum?” beantwortet werden. Es genügt zu wissen, dass es so ist.
Erst wenn sich etwas ändert ist es erforderlich beurteilen zu können, was anders ist und wie es sich auswirkt.

Ich rege zum Nachdenken an. Ich zeige auf, wo es hakt. Ich mache sichtbar, was stört.
Ob das dann so gravierend ist, dass es anders gemacht wird, das ist die Entscheidung derjenigen, die ich begleite.
Ich schreibe niemandem vor, wie es zu tun ist – ich zeige auf wie es erreichbar wird. Aber natürlich kann man das alles auch ganz anders machen.

/schwer vermittelbar

Es gibt den Markt der Projektvermittlung. Der Markt erscheint riesig zu sein. Ich kann es nicht wirklich beurteilen – ich nehme nur sehr am Rande teil.

Das, was ich tue und schon immer getan habe, lässt sich schwer über Stichworte ausdrücken. Bestimmte Tags geben Hinweise und Aufschluss darüber, wie Herausforderungen zu Menschen wie mir gelangen können. Allerdings versagt der transparente, sachbezogene Markt in meinem Fall meistens. Das ist wie mit “predictive maintenance”. Was man nicht kennt, kann man nicht suchen.
Deshalb schwimme ich bei Trends auf den Schlagworten mit, während ich bereits die kommenden Wellen im Blick habe.

Ich erhalte meine Aufträge überwiegend durch persönliche Beziehungen. In etwa so: “da ist etwas, von dem sich jemand vorstellen könnte …”
Sobald “jemand” beschreiben kann, was es ist, was man braucht und wie man dorthin kommt, ist meine Arbeit fast beendet.
Ich durchlaufe den Entwurf dann noch ein oder zwei Mal als “Proof of Concept”. Dann ist der Boden bereitet.

Dann wird es Zeit für mich zu gehen.

/waswenn

Viele Menschen schätzen das Unbekannte zu groß und das Bekannte zu klein ein.

  • Was, wenn es niemanden gibt, der das so schon getan hat?
  • Was, wenn es jemanden gibt, der bereits Erfahrung mit der Überwindung von Ungewissheit hat?
  • Was, wenn es mehr gar nicht braucht?

/Niemand braucht mich in “Vollzeit”

Das meiste ist schon da – es muss nur gefunden werden.

Mich erreichen viele Anfragen, die angeblich nur in Vollzeit zu erledigen seien. Nach meiner Erfahrung verkraften Organisationen mehr als einen Tag pro Woche Änderungsimpuls ohnehin nicht. Die Dinge, die ich anstoße, müssen erkannt, aufgenommen, verarbeitet, verinnerlicht und eingeübt werden, bevor sie Bestandteil der Unternehmenskultur werden können. Diese Fortentwicklung benötigt wenig Aufwand bei mir und Zeit bei denjenigen, die es wirklich angeht. Das ist nichts, was ich für jemanden tun kann und deshalb ist es wenig sinnvoll, den Rest der Zeit den Dingen beim Werden zuzusehen. Das tue ich lieber bei meinen Kindern.

Ich arbeite unter anderem deshalb nicht mehr “Vollzeit beim Kunden”. Es ist eher so, dass sich ein Projekt um meine Aufmerksamkeit bemüht. Wenn das Paket stimmt, wenn also die Aufgaben interessant genug sind, es etwas zu lernen gibt, das Ziel erstrebenswert erscheint und die übrigen Rahmenbedingungen nicht zu sehr einschränken, dann stehen die Chancen auf meiner Seite gut, dass ich eine Beauftragung annehme.

Vor allem muss die kommunikative Seite passen. Die meisten meiner Aufgaben sind das Herbeiführen von Neuem. An dieser Stelle ist es wichtig, wie man miteinander umgeht. Befehl > Ausführung hilft hier nicht viel. Keiner weiß genau, wie es geht. Keiner hat genau das schon einmal gemacht. Es fällt daher schwer, Verlauf und Ergebnis vorauszusagen. Wer das dennoch verlangt und meint, mit zunehmendem Druck das Ergebnis herbeiführen zu können, disqualifiziert sich selbst.

Ein solches Verhalten zeigt, dass die betreffende Person keine Vorstellung von der Materie und keine Erfahrung im Umgang mit ihr hat. Es werden Methoden angewandt, die im Umfeld der Kompliziertheit erfolgreich sein mögen. Im Umfeld der Komplexität kommt es auf genau die Handelnden in ihrem jeweiligen Zustand zum gegebenen Zeitpunkt an. Eine Trennung der Menschen von der Sache, der Arbeit, ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich.
Und wenn die Situation auf der persönlichen Ebene vergiftet ist, dann wird auch das Handlungsergebnis vergiftet sein.

Früher habe ich mich noch auf solche Herausforderungen eingelassen. Ich brauchte noch Erfahrungen um beurteilen zu können, wohin das führt. Mittlerweile weiß ich es und dass es weder das Geld noch der Anstrengung wert ist.
Ein bereinigendes Gespräch kann für Klarheit sorgen. Danach vereinigen oder trennen Wege sich.

 

Entscheidende Momente

 

Ich gehe seit ein paar Jahren so vor. Das führt dazu, dass ich die meiste Zeit keine Projekte suche – ich werde regelmäßig gefragt, ob ich für eine bestimmte Aufgabe Kapazitäten frei hätte.
Nicht jede Möglichkeit wird bis zum Ende umgesetzt. Manches scheitert an den Rentabilitätsaussichten. Manches scheitert an unrealistischen Vorstellungen bezogen auf Lernfortschritte der jeweiligen Organisation und Verfügbarkeit der Beteiligten.

Was dann seinen Weg durch diese vielen Filter aus Eventualitäten hindurch gefunden hat, ist die Essenz dessen, wofür ich da bin.
Es ist das, was ich tun kann und tun will.
Es ist mir deshalb sehr unverständlich, wenn Menschen über “Arbeit” klagen.

Warum wird sie denn überhaupt erledigt?

/was geht?

In diesen Tagen deutet sich das Ende einer Beauftragung und der Beginn von weiteren Beauftragungen an.
Ich möchte zwischen der nächsten Vollauslastung Möglichkeiten aufzuzeigen, mit mir zusammen zu arbeiten.
Ich betrachte das als die Fairness, die Angemessenheit für die “commodus.” steht.

“A bisserl was geht alleweil”

Ein Vortrag hier, ein Workshop da, ein reflektierendes Orientierungsgespräch
– oft sind es die vermeintlich kleinen Dinge, die große Auswirkungen haben.

/etc

Was auch immer ich sonst noch für beachtenswert halte, teile ich über Blogbeiträge hier und anderswo.
Den besten Überblick über alle Fragmente vermittelt mein twitter-Kanal.

/Inspiratoren

Die nachfolgenden Inspiratoren sind chronologisch geordnet.
Ich habe mit den Akteuren in unterschiedlichen Zusammenhängen und unterschiedlicher Vielzahl von Themen zu tun.
Zur besseren Zuordnung und Wiedererkennung habe ich den jeweiligen Themen-Kontext der Inspiration angerissen.

/weiterführende Quellen

/Medien

Die verwendeten Bilder stammen von mir selbst und dürfen unter Namensnennung weiterverwenden und verändert werden. CC-BY-SA.

/lebewohl

Lebe lang, in Frieden und Wohlstand.
Mögen sich alle Bedürfnisse in Realität auflösen.

/berühmteletzteworte

Verläuft Dein Leben im Kreis?

Das Leben verläuft in Kreisläufen. Manche sind größer, andere kleiner.
An Ihrem Ende findet sich kein Ende – nur ein neuer Anfang.

Sprich zu denen, die es angeht. Teile, was Dir wichtig ist.

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